Feministische Pornografie - what the fuck?! // Freiburg 08.11.2019

Oliwia Hälterlein gibt feministische und sex-positive Einblicke in die Welt des Femporn

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Impressionen vom Abend

Illustration und Bildidee: Ludmilla Bartscht


„Feminismus und Pornographie, geht das? Ist Feminismus nicht für Frauen und gegen Männer und Pornographie für Männer und gegen Frauen?“

Kurz und knapp
Pornographie ist ein zentrales und zeitloses wie auch schambehaftetes Element unserer sexuellen Kultur. Femporn (feminist porn) möchte eine ethische Alternative zum stigmatisierten Mainstreamporn darstellen, aber es kreisen viele Mythen um den Begriff femporn und um seine (künstlerische) Funktion und feministische Ideologie.

 

In einem Vortag und offenen Gespräch mit Filmausschnitten und Bildern wird die kulturhistorische Geschichte der feministischen Pornographie und deren Kriterienkatalog vermittelt und repräsentative Akteur*innen der sex-positiven Bewegung von damals und heute porträtiert.

 

  

Oliwia Hälterlein...

...ist passionierte feministische Filmkunst-Konsumentin und sieht Wissensvermittlung und sex-positive Bildung als einen Weg der Selbstermächtigung für alle. Sie wird uns queer*-feministische und künstlerische Herangehensweisen vorstellen, die sich mit Körper, Lust und Sex beschäftigen und einen offenen Raum zum Diskutieren anbieten.   

Achtung: Es werden über explizite sexuelle Schilderungen gesprochen und explizite Bilder und Filmausschnitte gezeigt. 


Illustration von Hazel Mead

Warum über Pornographie sprechen?

Pornographie hat keinen besonders guten Ruf. Aber was genau ist Pornographie? Sie ist mit vielschichtigen gesellschaftlichen Tabus behaftet und selten spricht jemand offen über seinen Konsum und Vorlieben. Laut Statistik ist in unserer digitalen Jetztzeit rund 35% des Internet-Verkehrs „pornographischen Ursprungs“ und rund ¼ der Suchanfragen haben „irgendetwas mit Pornographie“ zu tun. Im Jahr 2018 hatte die Seite pornhub.com 33,5 Milliarden Besucher*innen weltweit. Das sind täglich um die 92 Millionen Klicks. Deutschland steht dabei mit 12,4% auf Platz 1 der Pornokonsum-Spitze. (Quelle: Pornhub.com und Netzsieger.de)

Welche Probleme bringt es mit sich, wenn wir Pornographie als zentrales Element unserer sexuellen Kultur nicht offen thematisieren und hinterfragen? Haben wir uns schon einmal überlegt, welche Körper, Rollenbilder und Lustdarstellungen im sogenannten Mainstreamporno präsentiert werden und was diese Vorbilder mit unserer sexuellen Biographie zu tun haben?

Darum über feministische Pornographie sprechen!

In feministischen Kreisen heißt es: Der Großteil der frei zugänglichen und allgegenwärtigen Mainstreampornographie ist u.a. rassistisch, diskriminierend, menschenverachtend, sexistisch, klischeebehaftet und hetero-normativ. Weiße, heterosexuelle cis-Männer und deren Blick auf Geschlechteridentitäten und Sexualitäten dominieren den Markt und bestimmen wie Sex auszusehen hat. Was aber, wenn man Porn konsumieren, sich aber von gängigen Darstellungen distanzieren möchte? Feministische Pornographie bietet dafür eine lustvolle und sex-positive Alternative mit neuen Darstellungsformen und vielfältigen Orientierungen und Vorlieben. Die Produktionsbedingungen (Wer produziert? Wer erzählt? Wer entscheidet?) spielen dabei ebenso eine wichtige Rolle wie der Inhalt (welche Körper und Praktiken werden wie gezeigt?) und künstlerische Ambitionen. Vielfalt, Konsens und Fairness sind hier die Schlüsselwörter. Femporn hat es sich zur Aufgabe gemacht zu inspirieren und zu ermutigen: Die gesellschaftlichen Normen zu hinterfragen und sich der eigenen Geschlechtsidentität und sexuellen Orientierung selbst zu ermächtigen.


Was dich an diesem Abend erwartet

Der Vortrag besteht aus theoretischem Input mit Begriffserklärung: PorNo vs. PorYes, die Entwicklung der sex-positiven Bewegung und die Akteur*innen von damals und heute werden vorgestellt. Anhand von kurzen Filmausschnitten und Bilder bzw. Fotos wird die künstlerische Herangehensweise bzw. die geforderten Kategorien, die einen (queer*-) feministischen / ethical porn ausmachen, aufgezeigt. Zum Schluss sind die Interessierten dazu eingeladen, Fragen zu stellen und sich im Gespräch auszutauschen und zu begegnen. Außerdem wird es für die Besuchenden ein kleines bisschen „Femporn auf die Hand“ geben.


Quelle: Pornydays.ch/impressionen Oliwia im Panelgespräch mit Jasko Fide und Michaela Fuchs
Quelle: Pornydays.ch/impressionen Oliwia im Panelgespräch mit Jasko Fide und Michaela Fuchs

Über Oliwia Hälterlein
Der Abend wurde von Oliwia Hälterlein konzipiert und wird von ihr vorgetragen. Oliwia ist freie Kunst- und Kulturschaffende mit einem bunten Interessens- und Wissensgebiet. Sie hat Slawistik (BA), Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft (MA) sowie Theaterwissenschaft (MA) in Salzburg, Krakau und Berlin studiert und an verschiedenen Theatern und Kulturinstitutionen gearbeitet.

Auf Feminismus ist sie im Studium gestoßen und auf Pornographie und sex-positivity im Freudenfluss Network in Berlin, während ihrer Mithilfe beim PorYes Feminist Porn Award Europe 2015. Das war ihr Eureka Moment: Es folgten viele Stunden Selbststudium, wissenschaftliche Abhandlungen und Artikel zum Thema femporn und Paneldiskussionen mit Filmkunstschaffenden, Performer*innen und Theoretiker*innen auf Pornfilmfestivals und die Organisation von Kunst- und Kulturveranstaltungen zu Themen wie Geschlecht und Sexualitäten.

Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, feministisches Wissen zu teilen und aus ihrem Hobby eine Profession zu machen. Derzeit geht Sie einem ihrer Herzenswünsche nach und bildet sich im Bereich Beziehungs- und Sexualberatung weiter. 

Vertiefender Workshop zum Thema Femporn
Oliwia ist Mitorganisatorin der Aktionswoche zur sexuellen Bildung: „Aufgeklärt?! Wir nehmen´s selbst in die Hand!“ Vom 18.11-23.11.2019 in Kooperation mit ArTik, PH Freiburg, Uni StuRa Freiburg, Jos Fritz Cafe, Pro Familia und aufbegehren!

Im Rahmen dieser Aktionswoche findet auch ein vertiefender Workshop zum Thema Femporn statt: