Mut zur Wut - es lohnt sich!

WOZU IST SIE GUT, DIE WUT?

Wut entsteht da wo etwas gegen deinen Willen passiert. Wut gibt dir Kraft

  • deine Grenzen zu wahren
  • dich gegen Ungerechtigkeit zu wehren
  • für dein körperliches und seelisches Wohl zu kämpfen

Wut kann blitzschnell ausbrechen und dabei Kräfte und Gefühle freisetzen die schwer zu kontrollieren sind. Weil blinde Wut großen Schaden (physisch/psychisch) anrichten kann, lohnt es sich, die Augen zu öffnen und hinzuschauen. Wenn wir das tun, dann können wir auch verstehen, was sie uns sagen will. Es lohnt sich!

WUT, EINE UNPOPULÄRE EMOTION

Wer seine Wut zum Ausdruck bringt gilt in unserer Gesellschaft als charakterschwach. Wer will das schon sein?! So habe auch ich mich über weite Strecken meines Erwachsenlebens von der Wut distanziert. In den vergangenen Jahren habe ich jedoch bemerkt, dass ich mich dadurch emotional stark einschränke.  Besonders in meinen Liebesbeziehungen. Dabei bedeutet Liebe nicht nur Harmonie. Liebe bedeutet auch, sich mich mit der Andersartigkeit des Partners auseinanderzusetzen. Genau da kann es schnell passieren, dass die Emotionen überkochen. 

 

WUT ALS SCHLÜSSEL ZU LEBENDIGKEIT

Seit ich angefangen habe, mich meiner Wut bewusst Schritt für Schritt anzunähern, habe ich gelernt, dass die Wut einige kleinere Geschwister hat, z.B. den Ärger, die Frustration und die Enttäuschung. Im Kern komme ich so in Kontakt mit  meiner eigenen Verletzlichkeit. Meinen Ängsten meiner Ohnmacht. Dadurch gelingt es mir viel besser, meine Gefühle wahrzunehmen, diese zu benennen und dafür einzustehen, was mir besonders wichtig ist. Zudem kann ich auch besser damit umgehen, wenn mir Wut begegnet. Wenn ich z.B. meine Partnerin auf die Palme bringe kann ich ihr mit mehr Mitgefühl begegnen da ich auch bei ihr die Verletzlichkeit hinter der Wut besser sehen kann. Das macht unsere Beziehung lebendig und innig und nimmt einiges an Sprengpotential aus unseren Konfrontationen. Daran kann unser Vertrauen zueinander und unsere Liebe füreinander wachsen.  

 

WUT IN MEINEN BEZIEHUNGEN, MEINE BEZIEHUNG ZUR WUT

Meine Beziehung zur Wut war nicht immer so innig. In den nächsten vier Abschnitten gebe ich dir einen Einblick, wie meine Beziehung zur Wut geprägt wurde und wie sie sich schrittweise entwickelt hat. Neugierig auf meine kleine Heldenreise :-), dann lass uns mit fliegendem Mobiliar beginnen.


Fliegender Stuhl, fliegendes Mobiliar, Destruktion, Zerstörung, Wut

1. FLIEGENDES MOBILIAR

Mein erster bewusster Kontakt mit Wut erlebte ich im Alter von 6 Jahren. Ich war schon im Bett als es begann. In der ganzen Wohnung knallte, schmetterte und krachte es. Mobiliar flog umher und meine Mama* schrie und weinte. Wir waren allein zu Hause. Ich hatte keine Ahnung was los war. War ich in Gefahr? Ich hatte tierische Angst. Ich verließ das Zimmer um meine Mama zu stoppen. Was mir da begegnete war Verwüstung und die kochende Wut meiner Mama. Ja, ich wäre wohl besser im Zimmer geblieben. Und ja, Interventionen in der Eskalationsphase kommen selten gut. Nur als Kind hatte ich da noch keinen Plan. Mir wurde kein einziges Haar gekrümmt. Trotzdem wurde ich stellvertretender Empfänger sehr heftiger Gefühle. Das war ganz neu für mich und ich habe schnell gelernt: Wut ist gefährlich und zerstörerisch und irgendwie auch ungerecht.

In meinen eigenen Liebesbeziehungen sollte so etwas nicht passieren. Ganz nach dem Motto: Lebe ausgeglichen und wutfrei. Naja, zumindest ohne dabei das Mobiliar zu schänden.

*Mama: Ich liebe meine Mama! Ich möchte keine andere. Manchmal habe ich mir gewünscht, sie würde anders reagieren, als sie es tat. Sie hat mir stets versucht das Beste zu geben. Ganz selten gelang es ihr nicht. Wir sind alle nur Menschen. Ich finde das steht uns allen zu, nicht perfekt zu sein! 


Stumm und Taub, unterdrückt, schweigen, ignorieren, distanzieren

2. SCHALLGEDÄMPFT

Anfang 20 hatte ich meine erste große Liebesbeziehung. Wurde meine Partnerin wütend, verschwand sie in ihrem Zimmer und knallte dabei die Tür hinter sich zu. Fliegendes Mobiliar kannte ich aus meiner Kindheit. Geht gar nicht. Das ist mir zu laut. Was kann die arme Tür dafür. Das ist ungerecht. Mach das nicht mehr. Und sie machte es nicht mehr.

Fühlte ich mich in Streitgesprächen Ohnmächtig erhob ich die Stimme, brauste auf. Ich wollte gehört werden, doch das Gegenteil war der Fall. Du bist zu laut. Ich kann dich so (inhaltlich) nicht mehr hören. Mach das nicht mehr. Ich habe meine Stimme gedrosselt. Und so war ich von da an schallgedämpft. Ich wurde darin bestätigt, die Beziehung zu meiner Wut kühl und distanziert halten zu müssen. Daran hielt ich mich auch in meiner zweiten großen Liebesbeziehung fest.


Selbstzerstörung, Wut schlucken, Autoaggression, Sprengpotential, Gesundheitsrisiko

3. HANDGRANATEN FRESSEN

In meiner dritten großen Liebesbeziehung kommt Bewegung in meine Beziehung zur Wut. Ich musste mit ansehen was passiert, wenn mein Lieblingsmensch Wut schluckt. Es ist wie Handgranaten fressen. Splinte weg, schlucken, langsames Sinken in den Unterleib und dann Wums, ein dumpfer Knall. Tränenstau in den Augen (nicht zu verwechseln mit Weinen) und öfters auch Blasenschmerzen. Ihren Schmerz konnte ich nicht ertragen. Das ist nicht Gesund, lass es raus, ich halte es aus, das verspreche ich dir, lass uns das ausprobieren. Es war für sie nicht einfach es rauszulassen. Würde es ihr/mir zu heftig werden? 

Sie ließ es raus. Die Wut die sich zeigte war durchaus heftig, manchmal mit gefährlichen, verletzenden Splittern, vor denen ich aber meist in Deckung springen konnte. Schließlich war ich ja vorbereitet. War der Knall vorbei, folgten sehr fruchtbare und verbindende Gespräche.

Blasenschmerzen gibt es nur noch selten. Wenn Tränen da sind, dann fließen sie auch. Zum Knall kommt es immer noch dann und wann. Doch die emotionalen Aufräumarbeiten gehen zunehmend einfacher von der Hand und wir wachsen daran gemeinsam. Ich freue ich mich über mein noch spürbareres Gegenüber. Diese Veränderungen machten mir Mut!


4. MUT UND LUST ZUR WUT

Die Erfahrung, dass Wut sich verändert, wenn sie sich bewusst zeigen darf, hat mir Mut gemacht. Es nährte meine Lust, die Beziehung zu meiner eigenen Wut neu zu gestalten. Würde ich mich auf meine Wut einlassen können, ohne dabei alles in Schutt und Asche zu legen? Ich entschied mich dafür es einfach zu tun.

In einem Streit mit meiner Liebsten fühlte ich mich so provoziert und herausgefordert, dass ich ihr mit meinem gespannten Zeigefinger in ihren Bauch stach. Diese Grenzüberschreitung hat mich schockiert und mich sofort wieder zur Vernunft gebracht. Plötzlich war ich wieder im Kontakt mit  meiner ersten Wutbegegnung, spürte ein zerstörerisches Potential in mir. Gleichzeitig machte ich dabei aber auch die Erfahrung, dass ich mich bewusst dagegen entscheiden kann, dieses zerstörerische Potential zu entfesseln.

Seit ich die Beziehung zu meiner Wut neu belebt habe, habe ich gelernt mehr Verantwortung für mich und meine eigenen Grenzen zu übernehmen. Ich habe gelernt, früher zu bemerken, dass meine Grenze überschritten oder unterlaufen wird. Und ich habe entdeckt, wie ich mit weniger Härte, dafür aber mit mehr Klarheit meine eigene Grenze wahren kann. Ein wesentlicher Punkt dabei war, mir meiner eigenen Verletzlichkeit bewusster zu werden und mich auch verletzlich zu zeigen.  In dieser Hinsicht war für mich das Seminar Die positive Kraft der Wut 1 ein echter Segen! Atma Pöschl ist eine Meisterin darin, den Seminarteilnehmer*innen erfahrungsreiche Spürräume zu eröffnen. Ihre Art zu Leiten ist schlicht, klar, verletzlich und gerade dadurch auch unglaublich stark.

 

HAST DU AUCH LUST...

...deine Beziehung zur Wut neu zu entdecken und zu gestalten? Dann kann ich dir die beiden Seminare mit Atma Pöschl sehr ans Herz legen! Unabhängig von den Seminaren kannst du Atma am Gesprächsabend "Wut ist sexy" (Veranstaltungsreihe Sexpositiv 6+) persönlich erleben.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0